SNB senkt Zinsen stärker als erwartet

Die Schweizerische Nationalbank senkt den Leitzins um einen halben Prozentpunkt – ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk für Immobilienbesitzer?

Einmal mehr sorgt die Schweizerische Nationalbank dieses Jahr für eine Überraschung. Nachdem sie im März als erste Zentralbank die Zinswende eingeläutet hat, wagt sie nun einen grösseren Lockerungsschritt und senkt den Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,5 Prozent. Die meisten Ökonomen rechneten mit einer Senkung von einem Viertelprozentpunkt.

Inflation zu tief, Franken zu hoch

Die Nationalbank begründet die starke Lockerung der Geldpolitik mit der unerwartet tiefen Inflation. Statt der im September prognostizierten 1,0 Prozent liegt die Teuerung derzeit bei 0,7 Prozent. Die Inflationsaussichten für das nächste Jahr haben sich auf 0,3 Prozent halbiert. Zeitweise kann es sogar zu einer leichten Deflation kommen. Auch der starke Franken spielt für den SNB-Entscheid eine wichtige Rolle. Vor allem gegenüber dem Euro befindet sich der Franken seit Anfang Dezember auf einem Höchststand, was die Exportwirtschaft stark belastet.

Martin Schlegel, der neue Präsident der SNB, beteuerte an der Pressekonferenz zum Zinsentscheid seine Bereitschaft, an den Devisenmärkten gegen die Frankenaufwertung zu intervenieren. Er betonte jedoch, das Hauptinstrument für geldpolitische Lockerungen seien weitere Zinssenkungen. Diese Äusserung ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Wahl von Donald Trump zu verstehen. Der künftige US-Präsident sieht in Devisenmarktinterventionen eine Währungsmanipulation, die er mit Strafzöllen ahnden will.

Wieder Negativzinsen?

Dass es zusätzliche geldpolitische Lockerungsschritte brauchen wird, ist unbestritten. Solange die geopolitische Unsicherheit anhält und die Zinslockerungen der anderen Zentralbanken weitergehen, bleibt der Franken eine gesuchte Fluchtwährung. Die wirtschaftliche Baisse in Deutschland und anderen wichtigen Exportmärkten sorgt zudem für verhaltene Konjunkturaussichten. Viele Marktbeobachter erwarten deshalb für die nächsten beiden Quartale je eine weitere Zinssenkung von 25 Basispunkten. Das heisst, der Leitzins der SNB könnte bereits ab Mitte des nächsten Jahres wieder die Nulllinie erreichen. Die grosse Frage ist, wie es danach weitergeht. SNB-Chef Schlegel wollte auf Nachfrage eines Journalisten Negativzinsen nicht ausschliessen. Er ist indessen überzeugt, dass gerade die beherzte Zinssenkung eine spätere Notwendigkeit von Negativzinsen verringert habe.

Wohneigentum als Wertanlage attraktiver

Für Sparer ist die neueste Zinssenkungsrunde der Nationalbank eine schlechte Nachricht. Mit risikofreien Anlagen lässt sich auf absehbare Zeit kein Geld mehr verdienen. Ganz anders sieht Ihre Situation als Wohneigentümerin oder Wohneigentümer aus. Gemäss einer aktuellen Studie der Raiffeisen-Bank erzielten Eigentümer mit ihrer selbst bewohnten Immobilie zwischen 1988 und 2024 eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,2 Prozent. Dieser Wert ist – trotz des deutlich geringeren Risikos – vergleichbar mit dem Ertrag einer Aktienanlage. In den nächsten Jahren wird die Immobilienrendite tendenziell zunehmen. Denn ein günstiges Zinsumfeld belebt den Immobilienmarkt und steigert mithin den Wert Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung.

Immobilienfinanzierung wird günstiger

Gleichzeitig wirkt sich die Zinssenkung positiv auf die Finanzierungskosten aus. Aktuell liegt der durchschnittliche Zinssatz für eine fünfjährige Festhypothek bei rund 1,37 Prozent. Da der Markt die überraschend starke Leitzinssenkung noch nicht vollständig eingepreist hat, ist mit leicht sinkenden Hypothekarzinsen zu rechnen. Der Preisabstand zwischen Fest- und Geldmarkthypotheken hat sich in letzter Zeit verringert. Saron-Hypotheken sind allerdings immer noch teurer als kurz- und mittelfristige Festhypotheken. Dafür profitieren Sie mit einer Saron-Hypothek von weiteren Zinssenkungsrunden. Vorteilhaft sind Geldmarkthypotheken insbesondere bei Null- oder Negativzinsen. Liegt der Zinssatz des Saron auf oder unter dem Nullpunkt, müssen Sie nur die Marge der Bank bezahlen. Diese beträgt derzeit durchschnittlich 0,96 Prozent, kann aber je nach Bonität auch wesentlich tiefer ausfallen.

Ab März Mietzinsreduktion

Als Mieter oder Mieterin dürfen Sie sich über die Weihnachtsüberraschung der Nationalbank ebenfalls freuen: Dank der tieferen Hypothekarzinsen wird der Referenzzinssatz im März von 1,75 auf 1,5 Prozent sinken. Anfang Dezember hat es dazu knapp nicht gereicht. Möglicherweise kann der Referenzzinssatz im Jahr 2025 sogar ein zweites Mal gesenkt werden. Das würde bedeuten, dass Ihnen eine kumulierte Mietzinsreduktion bis zu 5,7 Prozent zusteht.